Elektra und... |
Einer der besten Wege eine Person zu charakterisieren ist es, ihre Beziehung zu anderen zu analysieren. Daher möchte ich hier beschreiben, wie Elektra zu den anderen Charakteren der Serie steht. Mit Elektra selbst beschäftige ich mich hier ausführlich.
...Kapitän Nemo
Elektras Verhältnis zu Nemo als "kompliziert" zu beschreiben wäre eine gewaltige Untertreibung. Er ist immerhin für die Zerstörung von Thartessos und damit auch für den Tod von Elektras Familie verantworlich. Natürlich hatte er kaum eine Wahl, da Gargoyle sonst eine Schreckensherrschaft über die ganze Erde errichtet hätte. Das weiß Elektra, und sie selbst ist ja auch die unerbittlichste Gegnerin von Neu-Atlantis. Denn nur damit, daß Nemo und auch sie selbst dem Ziel, diese Organisation zu zerstören, alles andere unterordnen müssen, kann Elektra vor sich selbst die Tatsache rechtfertigen dasß sie nun dem Mann hilft, der ihre Eltern und ihren Bruder getötet hat. Deswegen bricht für sie eine Welt zusammen, als sie glauben muß daß Nemo dieses Ziel wegen seiner Tochter Nadia aus den Augen verliert.
Dazu kommt, daß Nemo damals für Elektra auch die Vaterrolle uebernommen hat. Als sie dann erwachsen wurde, hat sie sich in ihn verliebt, auch wenn sich nicht genau sagen läßt, zu welchem Teil ihre Gefühle noch die einer Tochter für ihren Vater sind. Auf jeden Fall hat sie sie für sich behalten bzw. ihrer Mission untergeordnet. Um so schwerer fällt es ihr, mit anzusehen wie Grandis ihr als Frau Konkurrenz macht und Nadia als Nemos Tochter. Wenn man sich dieses Gefühlschaos vor Augen hält, fällt es sicher nicht schwer, zu verstehen warum Elektra unter der psychischen Belastung schließlich zerbricht und versucht, zuerst Nemo und dann sich selbst zu töten.
Der Versuch, Nemos Gefühle für Elektra oder Nadia zu ergründen ist aussichtslos, da er niemals irgendwelche Emotionen zeigt. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß er tatsächlich alle Gefühle in sich abgetötet hat um Neu-Atlantis effektiver bekämpfen zu können.Anscheinend macht er sich jedoch Vorwürfe weil er Elektra in diesen Kampf mit hineingezogen hat nachdem er ihr schon die Familie weggenommen hat. Das scheint schon die stärkste Emotion zu sein, die er hat, Nadia gegenüber zeigt er jedenfalls keine.
...Gargoyle
Traurigerweise ist Gargoyle die zweitwichtigste Person in Elektras Leben. Das Verlangen nach Rache ist praktisch das Fundament auf dem sie ihr Leben errichtet hat. Sie ist absolut dazu bereit ihr Leben dafür zu opfern und hat vermutlich nie auch nur einen Gedanken darauf verschwendet was danach aus ihr werden soll. Einer der Gründe für diesen Fanatismus ist natürlich der Verlust ihrer Familie. Aber noch wichtiger ist, daß der Kampf gegen Neu-Atlantis der einzige Weg ist den sie kennt, um Nemo nahe zu sein und von ihm beachtet zu werden. Wahrscheinlich ist deshalb (und weil ihre Erinnerung an die Tragödie von Thartessos alles andere als lebhaft ist) ihr Haß auf Gargoyle eher von akademischer Natur. Sie will ihn töten, aber es ist kein "Ihm bei lebendigem Leibe das Herz herausreißen"-Haß.
Gargoyle andererseits weiß wahrscheinlich nicht einmal daß es Elektra überhaupt gibt, und wenn er es weiß ist es ihm herzlich egal. Für ihn ist sie und jedes andere Mitglied der Nautilus-Crew nur ein Gehilfe seines Erzfeindes Nemo.
...Nadia
Zuerst kann Nadia Elektra nicht leiden. Schließlich gehört sie ja zur Nautilus, die nur dazu da ist, Menschen zu töten. Was aber noch schwerer wiegt ist, daß Jeans großes Interesse an der Technik des U-Boots dazu führt daß er sehr viel Zeit mit Elektra verbringt (um sie mit Fragen zu löchern) und Nadia wenig Aufmerksamkeit schenkt, weswegen sie mächtig eifersüchtig auf Elektra ist. In diesem Gefühl wird sie noch bestärkt von Grandis, die ja ihre eigene Fehde mit Elektra hat. Nachdem Elektra Nadia aber bei einem gemeinsamen Bad einiges über ihre Vergangenheit und die Mission der Nautilus erzählt, und ihr auch ein Paar Tips in Sachen Jean gibt, entspannt sich ihr Verhältnis.
Auf der anderen Seite ist Nadias Anwesenheit von Anfang an eine schwere Belastung für Elektra, da sie befürchten muß, daß Nadia als Nemos echte Tochter ihr das bißchen Aufmerksamkeit wegnimmt, daß er ihr als seiner Adoptivtochter (mit dieser Rolle hat sie sich ja abgefunden) schenkt. Es ist Elektra sehr hoch anzurechnen, daß sie dies nicht an Nadia ausläßt, die von der ganzen Sache ja keine Ahnung hat.
...Grandis
Die Zusammenstöße und Rededuelle dieser beiden jungen Damen gehören zu den besten und witzigsten Szenen der Serie. Sie können sich einfach nicht über den Weg laufen, ohne einander in die Haare zu geraten. Der Grund dafür ist offensichtlich: Beide sind schwer in Kapitän Nemo verliebt. Hinzu kommt dann noch, daß ihre Persönlichkeiten grundverschieden sind: Grandis ist völlig emotional und spontan, während Elektra sich immer unter Kontrolle hat und stets rational reagiert.
Für Elektra, die ihre Gefühle für Nemo immer mehr oder minder geheimgehalten hat, ist Grandis' aggressives Gebalze natürlich kaum erträglich, da es ihr selbst so schwer fällt, ihre Zuneigung zu zeigen. Dazu kommt, daß Grandis sich um Regeln und Befehle (besonders wenn sie von Elektra kommen...) herzlich wenig kümmert und damit auch noch Elektras Autorität als erster Offizier der Nautilus in Frage stellt.
Grandis wiederum spürt Elektras Eifersucht und Feindseligkeit sehr wohl und läßt kaum eine Gelegenheit aus, ihrer Rivalin mit einer beißenden Bemerkung eins auszuwischen. Elektra ist selbst auch nicht auf den Mund gefallen und hält kräftig dagegen, mit den bekannten, urkomischen Ergebnissen.
...Jean
Es ist ziemlich klar, daß Elektra in Jean irgendwie einen Ersatz für ihre jüngeren Bruder sieht, der während der Zerstörung von Tarthessos durch den Turm von Babel ums Leben kam. Sie betrachtet es als ihre Aufgabe sich um seine wissenschaftliche Weiterbildung zu kümmern, ihm aber gleichzeitig klarzumachen, daß er in seiner Begeisterung für die Möglichkeiten der Technik niemals die Gefahren und die ethischen Konsequenzen vergessen darf, die dahinter stehen.
Damit liegen ihre Proritäten genau richtig, denn Jeans Enthusiasmus für die Technik der Nautilus ist beinahe grenzenlos und hat dringend einen Dämpfer nötig. Er sieht in Elektra hauptsächlich eine unerschöpfliche Quelle von faszinierendem neuem Wissen und akzeptiert sie bereitwillig als Mentorin.
...Hanson
Der arme Kerl hat sich Hals über Kopf in Elektra verknallt. Er ist jedoch genau so schüchtern wie sie, und alle seine zaghaften Annäherungsversuche bleiben unbemerkt. Zudem ist er sich selbst nicht sicher ob seine Loyalität zu Grandis nicht doch größer ist, so daß das Ganze im Stadium des Anhimmelns steckenbleibt.
...Marie
Marie will sich an Bord der Nautilus auch nützlich machen. Nachdem sie daraufhin in den "Genuß" von Elektras Mathematikunterricht kommt, kühlt ihre Begeisterung schnell ab, sie geht der "Domina" Elektra in Zukunft lieber aus dem Weg!
Tatasächlich stellt sich Elektra als Lehrerin durchaus geschickt an, aber was will man angesichts solcher Faulheit schon machen?
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